„Form follows function“ als Therapiekonzept

Als Physiotherapeut ist man oftmals mit der Aufgabe betraut, die Beschwerden des Patienten zu lindern. Dies kann sich auf Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und zahlreiche andere Symptome beziehen. Im Folgenden möchte ich beispielhaft an einem Krankheitsbild aufzeigen, wie ich in meiner Arbeit als Physiotherapeut am Gesundheitszentrum Schöneberg die Nachhaltigkeit der Therapiemaßnahmen in den Vordergrund meiner Behandlungen stelle.
Ein Leitsatz aus der Welt des Designs lautet „Form follows function“ und auf den menschlichen Körper ließe sich diese Maxime folgendermaßen übertragen: Die Strukturen werden durch Aktivitäten geformt. Der Mensch ist kein zufällig organisierter Zellhaufen, sondern ein Produkt seiner täglichen Routinen, seines Aktionsradius und all der zahlreichen daraus resultierenden Bewegungsmuster, welche die Strukturen seines Körpers formen. Diese Leitlinie bildet die Grundlage meines Therapieansatzes, in dem ich es mir zur Aufgabe mache, den Patienten durch Aufklärung des Pathomechanismus – der Kette an Vorgängen, welche zur krankhaften Veränderung der Strukturen führen – zu einer nachhaltigen Veränderung anzustoßen.
Natürlich möchte ich die Grenzen dieser Philosophie, beispielsweise bei Erbkrankheiten, nicht unerwähnt lassen. Im Falle des gängigen „Golferarms“, welcher unter der medizinischen Bezeichnung „Epicondylitis ulnaris humeri“ geführt wird, lässt sich dieses Konzept jedoch gut verdeutlichen. Hierbei handelt es sich um eine degenerative Veränderung der Sehnen von Hand- und Fingerbeugermuskulatur, welche sich durch Schmerzen an der Innenseite des Ellenbogens äußern. Die Ursachen für diese krankhaften Veränderungen der Sehnen ausfindig zu machen, abzustellen und langfristig die Belastbarkeit des Sehnengewebes zu erhöhen, sind somit die zentralen Behandlungsziele für mich als Therapeuten.
Um letzteres Ziel zu erreichen, muss sich der Therapeut an den Heilungsphasen des Körpers orientieren, um durch gute Kommunikation mit dem Patienten und etwas Fingerspitzengefühl den richtigen Zeitpunkt für die entsprechende Maßnahme ausfindig zu machen. Als leidenschaftlicher Kletterer ist mir dieses Krankheitsbild gut vertraut und beim Training muss ich ebenso wie die Patienten in der Therapie die Balance von Belastung und Anpassungspotential finden. Auf unser Beispiel bezogen beginnt die Therapie oftmals mit dem Ziel der Schmerzlinderung, welche z.B. durch manuelle Weichteiltechniken und vorsichtige Dehnübungen erreicht werden kann. Allzu oft endet die Therapie in dieser Phase, ohne eine nachhaltige Veränderung der Strukturen erzielt zu haben, mit der Konsequenz, dass die Beschwerden wiederkehren. Hier ist meines Erachtens ein schmerzadaptiertes Krafttraining der Unterarmmuskulatur angebracht, welche das Sehnengewebe dazu anregt, belastbarer und stabiler zu werden. Als Therapeut ist es meine Aufgabe, diesen Weg dem Patienten aufzuzeigen und auf die individuellen Umstände passend zu reagieren, um die Langfristigkeit der Therapie zu gewährleisten.

Constantin Weid-Nickel

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